Als wir durch das schmiedeeiserne Eingangstor mit der Inschrift „Arbeit macht frei“ auf den Appellplatz treten, pfeift der Wind und wir frieren trotz unserer warmen Kleidung.

Wenn man sich nun vorstellt, wie die Häftlinge vor knapp 80 Jahren bei den täglichen Zählungen gefroren haben müssen, lässt sich vielleicht bereits erahnen, wie sie gelitten haben. In der Dokumentation, in der wir viel über die Geschichte des Konzentrationslagers Dachau erfahren haben, und der darauffolgenden Führung über das Gelände wurden uns die menschenunwürdigen Bedingungen des Arbeitslagers vor Augen geführt. In den Baracken, die eigentlich für 200 Menschen ausgelegt waren, wurden zeitweise 2000 Gefangene eingepfercht. Dies belegen die noch heute erhaltenen, akribisch geführten Auflistungen über die Belegung der 34 Schlafbaracken, die links und rechts der Lagerstraße errichtet worden waren. Als wir diesen Weg entlanggehen – beidseitig gesäumt von Pappeln, welche die ersten Häftlinge gepflanzt haben –, wird uns bewusst, dass jenes grauenhafte Kapitel deutscher Geschichte noch gar nicht so lange zurückliegt.

Die Enge der Barracken, das Fehlen jedweder Privatsphäre führten sowohl zu Konflikten unter den Häftlingen als auch zur raschen Ausbreitung von Krankheiten. Dazu kamen die Demütigungen und Strafen, die willkürlich durch die SS-Männer verübt wurden. Wir erfahren auch von grausamen Experimenten, welche zu militärischen Zwecken vorrangig an arbeitsunfähigen und kranken Insassen durchgeführt wurden. Unzählige Menschen starben hier – die einen durch Hinrichtung, andere an Hunger und Erschöpfung – und wurden in den Öfen des neben dem Arbeitslager liegenden Krematoriums verbrannt. Auf dem kurzen Weg zum Krematorium fühlen wir uns wie beim Betreten eines Friedhofs. Auch bei unserem Gang durch die verschiedenen Räume des Krematoriums, durch die Gaskammer, die im Gegensatz zu anderen Arbeits- und Vernichtungslagern in Dachau nicht in Betrieb genommen wurde, und dann durch die Totenkammern, herrscht unter uns eine bedrückende Stille angesichts der Tatsache, dass dort, wo wir stehen, bereits Tausende von Leichen gelegen haben.

Gegen Kriegsende war es den Nationalsozialisten nicht mehr möglich, alle Leichen zu beseitigen. So entstanden die Bilder der Leichenberge, die sich der kollektiven Erinnerung eingebrannt haben. Der Grad der Verzweiflung war so hoch, dass manche Häftlinge „in den Zaun gingen“. Dies sagte man, wenn Menschen auf den Stacheldrahtzaun zugingen, ohne jede Chance auf Entkommen, nur um durch die Kugel eines SS-Mannes oder den tödlichen Stromschlag des Zaunes von ihren Qualen befreit zu werden. Dieses Leid und die Verzweiflung stellt die Skulptur von Nandor Glid vor dem Wirtschaftsgebäude auf eindrucksvolle Weise dar, die Menschen verdreht und verrenkt in einem Stacheldraht hängend zeigt.

Zum Ende der Exkursion hatten wir die Möglichkeit, uns im Museum vertieft zu informieren. An diesem Tag haben wir viel über die Schrecken des Dritten Reiches gelernt. Vor allem, dass sich so etwas nie mehr ereignen darf und es in unserer Verantwortung als junger Generation liegt, dies sicherzustellen.

Lisa Eder und Magdalena Anderlik (Klasse 9A)