In vielen Lebensbereichen hat uns die Coronapandemie die besten und die schlechtesten Seiten unserer Gesellschaft deutlich vor Augen geführt. Kontaktbeschränkungen zum Schutz vulnerabler Bevölkerungsgruppen sind hier wohl das schillerndste Beispiel.

Für die Begabtenförderung am HÖSI stellte sich durch strikte Regeln im Schulbetrieb eine ähnliche Situation ein: Die Grundpfeiler dieser bereits etablierten Arbeit (siehe „Konzept Begabtenakademie“) wurden effektiv eingerissen.

So viel zu den schlechten Seiten. Nun stellte sich im Bereich der Begabtenförderung die Frage, wie Schüler*innen dennoch ihren Forschergeist weiterentwickeln und Wissensdurst stillen können und kommen damit zu den guten Seiten.

Natürlich wurden zu diesem Zweck die Angebote, die schulfremde Träger an Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Begabtenförderung richten, genutzt. In Anlehnung an Konzepte von Begabtenförderungszentren wie etwa dem Maria-Theresia-Gymnasium (MTG) in München wurde darüber hinaus im Schuljahr 2020/21 für die Begabtenakademie am HSÖI die Projektarbeit ins Leben gerufen. Beim Vorbild des MTG erstellen Lernende aus Begabtenklassen eine Art „W-Seminararbeit light“, mit der bereits vor der Oberstufe wissenschaftliches Arbeiten und die tiefergehende Auseinandersetzung mit einem Thema gefördert werden sollen. Für die Begabtenförderung am HÖSI wurde die ursprüngliche Idee verschlankt und praxisorientierter ausgelegt: Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Begabtenakademie wurden zu Beginn des Schuljahres aufgefordert, in kleinen Teams (was zu Beginn des Schuljahres noch erlaubt war), ein Thema aus ihrem gemeinsamen Interessenbereich auszuwählen und sich damit im Laufe des Schuljahres eigenständig auseinanderzusetzen. Die einzig verpflichtende Vorgabe war, ein präsentables Ergebnis der eigenen Beschäftigung zu produzieren, das schließlich allen Teilnehmenden der Begabtenakademie vorgestellt werden konnte.

Hier wuchsen unsere Lernenden deutlich mit ihren Aufgaben: Es stellten sich Fragen nach der Auswahl des Themas bzw. dem Fachbereich, dem Arbeitsmodus, der Bewältigung von Schwierigkeiten während der Projektphase – nicht zuletzt durch sich im Winter ergebende Kontaktbeschränkungen – und den konkreten bzw. praktischen Umsetzungsmöglichkeiten. Unterstützungsangebote von Lehrerinnenseite nahmen unsere Schützlinge dabei kaum wahr.

So waren Frau Eckl und ich, die wir nur in sehr geringem Ausmaß als Troubleshooter im Verlauf des Schuljahres in Anspruch genommen wurden, am digitalen Präsentationsnachmittag der Projekte vom Erfindergeist und der Problemlösungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler überrascht, beeindruckt und begeistert. Aus den verschiedensten Fachbereichen präsentierten die Schülerinnen und Schüler eigenständig ihre Ergebnisse – natürlich pandemiekonform in einer Videokonferenz – mit eigens dafür zusammengestellten Präsentationen, Kurzvorträgen, Fotos und Videoclips.

Nach dem Einblick in diese kreativen-künstlerischen, kritischen sowie kognitiv herausfordernden Beschäftigungen, die unsere Schülerinnen und Schüler im vergangen Jahr unternommen haben, blieben wir als Lehrkräfte beeindruckt zurück. Wir freuten uns, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Begabtenakademie auf das Experiment der Projektarbeit mit uns eingelassen haben, denn mit dieser neuen Arbeitsform und den eingangs thematisierten Schwierigkeiten ging auch einher, dass nicht alle Projekte in Erfolg mündeten. Von nicht vorhandenen Möglichkeit, gemeinsam in Kontaktsituationen zu arbeiten, bis hin zu Motivationsverlust gab es viele Stolperschwellen in einer solch langwierigen, eigenständigen Arbeitsphase zusätzlich zu hohen Eigenleistung, die der Distanz-  bzw. Wechselunterricht mit sich brachten.

Nichtsdestotrotz bleibt natürlich die Hoffnung für das kommende Schuljahr bestehen, dass wir auch wieder auf die bewährten Methoden in der Begabtenförderung zurückgreifen können und erneut in der Präsenz, im gemeinsamen, interaktiven und sozial so wertvollen Lernen miteinander und voneinander profitiert wird.

Theresa Wieshuber